Armor - Demo

Schon auf der Ver­span­nungs­kas­set­te zu be­stau­nen ge­we­sen: Ar­mor aus Tal­la­has­see, Flo­ri­da. De­ren De­mo be­ein­druckt mit ma­xi­mal drü­cken­dem, in ei­ner Ba­de­wan­ne aus Dis­tor­ti­on ge­tränk­ten Hard­co­re­punk und ei­ner leicht ga­ra­gi­gen Ober­flä­che - et­wa wie ei­ne Schnitt­men­ge aus Im­pul­so, Ta­ran­tü­la und Bad Bree­ding.

Surf Friends - Doing Your Thing

Ich be­zweif­le stark dass es der­zeit ei­ne neu­see­län­di­sche Band gibt, die neu­see­län­di­scher klingt als die Surf Fri­ends. Da passt es ja auch su­per ins Kli­schee, dass sie auf der ört­li­chen In­sti­tu­ti­on Fly­ing Nun Re­cords ver­öf­fent­li­chen. Und Sound­mä­ßig klingt das wie ei­ne Zeit­rei­se in die Blü­te­zeit des La­bels in den frü­hen Acht­zi­gern und hat die­sen spe­zi­el­len psy­che­de­li­schen Jang­le Pop Vi­be mit An­klän­gen an den quir­li­gen Pop von The Clean, den In­die­rock von The Stones und die Psy­che­de­lic Noi­se-Schie­ne, wie man sie da­mals un­ter an­de­rem von The Pin Group und The Gordons bzw. de­ren Nach­fol­gern Bail­ter Space zu hö­ren be­kam; pas­send zu letz­te­ren lässt sich auch ein ge­wis­ser Shoe­ga­ze-Ein­schlag nicht ver­leug­nen. So ent­spannt und ver­träumt ha­ben Surf Fri­ends noch nie zu­vor ge­klun­gen und den­noch wird die Plat­te mit ih­ren im de­zen­ten Ne­on schil­lern­den Tex­tu­ren nie lang­wei­lig. Von den Meis­tern ge­lernt, wür­de ich da­zu mal sa­gen.

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Opossums - Trashcandy

Opos­sums sind ei­ne Band aus Mem­phis um ei­nen ge­wis­sen Pa­trick Jor­dan - die meis­ten Songs auf die­ser EP und so­wie auf de­ren Vor­gän­ger sind schon ein­mal auf di­ver­sen So­lo­plat­ten von ihm er­schie­nen. Sau­gu­tes Ma­te­ri­al je­den­falls, in ei­nen Sound ge­gos­sen zwi­schen un­auf­ge­reg­tem In­die­rock und Power­pop. An die me­lo­di­sche­ren Songs von The Be­vis Frond muss ich da manch­mal den­ken, aber eben­so an neue­re Acts wie die Bri­tish In­va­si­on-las­ti­gen Ga­ra­gen­pop­per The Re­so­nars, an Land­li­nes, Scup­per und Title Tracks.

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Verspannungskassette #1

Pi$$er - Pi$$er
Fried Egg - Confidence
Vidro - Råttan
Golpe - Non Piegarti
D7Y - Þú Ert Ekki Til
Urin - Brak Sygnałów
Nosferatu - Applications of Reason
Impulso - Vento Statico
Church Clothes - 20Q
Policy - Drowned
Speck - Bruce G
The Resource Network - Superiority Complex
WHMIS - Blue Lite
Electric Chair - Old Man
Armor - Nos
Hate Preachers - Bile of Progress
Antibodies - TV Guide
Jobby - Civic Duty
Cement Shoes - Me No Have No Brain

Glue - Opportunist
Bootlicker - Nuclear Family
Martyrs - No
Grimly Forming - In The Sticks / Regurgitation
Kaleidoscope - Feedback Systems
Bad Breeding - Brave New Church
Law - Garbage Values
Ill Globo - Mirabella
G.U.N. - Self Erase
Mack Enemy - False Alarm
Zhukov - Stupid Cycle
Dollhouse - Summer Love
Brain Itch - Tension
Cereal Killer - Your Punk Scene Can….It
Felchers - Kiss The Ring
Launcher - Gene Simmons
Crisis Man - The Myth Of Moderation
Akne - Ak Ak Ak Ak
Pink Guitars - The Hand

Ey Gro­schi, war­um denn jetzt 'ne Kas­set­te? Fängst du jetzt auch noch mit die­ser Hipster­schei­ße an?

Ja, ge­nau. Das passt auch viel bes­ser zu mei­nem Bart.

Aber jetzt mal ganz im Ernst: War­um???

Weil ge­ra­de ein­fach Bock drauf hab, seit lan­gem mal wie­der Mix­tapes auf ech­tem Tape auf­zu­neh­men. Und weil es heu­te noch geht. Und ir­gend­wann viel­leicht nicht mehr

Aber wird ge­ra­de nicht eh schon reich­lich Wir­bel um Tapes ge­macht? Schall­plat­ten sind ja auch nicht ver­schwun­den, son­dern sind seit Jah­ren ein wach­sen­der Markt.

Jau, aber zwi­schen Vi­nyl und Kas­set­te sind die Grund­vor­aus­set­zun­gen et­was un­ter­schied­lich. Lass mich mal et­was aus­ho­len…

In der Tat läuft par­al­lel zum Vi­nyl- ge­ra­de auch ein be­mer­kens­wer­ter Kas­set­ten­boom. Ge­ra­de in der Punk- und In­die-Sze­ne. Der Grund liegt ei­gent­lich auf der Hand: Bands wol­len ger­ne et­was auf dem Merch-Tisch lie­gen ha­ben. Vi­nyl ist für vie­le we­gen der ho­hen Kos­ten für Mas­te­ring und Gal­va­nik fi­nan­zi­ell au­ßer Reich­wei­te oder ein zu gro­ßes Ri­si­ko. Du musst ent­we­der ei­ne or­dent­li­che Auf­la­ge los­wer­den oder bei ei­ner klei­ne­ren Auf­la­ge mäch­ti­ge Prei­se ver­lan­gen, da­mit sich das rech­net. Kas­set­ten hin­ge­gen las­sen sich auch in ei­ner win­zi­gen Auf­la­ge für we­nig Geld ent­we­der selbst du­pli­zie­ren, oder von Dienst­leis­tern du­pli­zie­ren las­sen - das fi­nan­zi­el­le Ge­wicht fällt ent­spre­chend mi­ni­mal aus. Und CD-Rs wä­ren als Al­ter­na­ti­ve ja auch nicht be­son­ders se­xy.

Auch in ei­ner an­de­ren Hin­sicht sä­he es ei­gent­lich ganz gut aus für die al­te Kas­set­te. Denn nach­dem der letz­te Mas­sen-Her­stel­ler - ACME in Chi­na - die Pro­duk­ti­on ein­ge­stellt hat (de­ren ganz or­dent­li­ches Band­ma­te­ri­al war in der jüngs­ten In­kar­na­ti­on der Ma­xell UR drin, von wel­cher der­zeit of­fen­bar noch mas­si­ve La­ger­be­stän­de exis­tie­ren und für we­nig Geld ab­ver­kauft wer­den) gibt es in­zwi­schen wie­der drei Her­stel­ler, die Fer­ro-Band für Kas­set­ten pro­du­zie­ren. Das wä­ren ATR Ma­gne­tics in Frank­reich, RTM Fox und Na­tio­nal Au­dio Com­pa­ny in den Ver­ei­nig­ten Staa­ten. Das scheint sich wie­der zu loh­nen, weil be­son­ders von Sei­ten der Du­pli­zie­rer­wer­ke Nach­fra­ge be­steht.

Okay, okay. Und wo ist denn jetzt der Ha­ken?

Ganz ein­fach: es gibt der­zeit nur noch ei­nen ein­zi­gen Her­stel­ler von Kas­set­ten­lauf­wer­ken. Und die sind ein­fach das bil­ligs­te vom bil­ligs­ten und tau­gen nicht viel. Jupp, vom 20€-Kratzwürfel bis hin zum ak­tu­el­len 500€ Tas­cam-Mo­dell steckt in je­dem neu er­hält­li­chen Ge­rät ei­ne Va­ri­an­te des be­rüch­tigt-bil­li­gen Ta­nas­hin-Lauf­werks. Es baut ein­fach nie­mand mehr brauch­ba­re Hard­ware.

In Sa­chen Vi­nyl kann ich mich hin­ge­gen an kei­ne Zeit er­in­nern, in der nicht or­dent­li­che Plat­ten­spie­ler so­wohl für mo­de­ra­tes als auch für rich­tig viel Geld er­hält­lich ge­we­sen wä­ren. Es ist ja auch kein gro­ßes Wun­der. Ein Plat­ten­spie­ler ist ein recht un­kom­pli­zier­ter Me­cha­nis­mus, den man zur Not in je­der Hob­by­werk­statt zu­sam­men­klop­pen kann und so­lan­ge ir­gend­wer noch Na­deln und Ton­ab­neh­mer fer­tigt, ist da we­nig zu be­fürch­ten.

Ein Kas­set­ten­lauf­werk ist da schon et­was fi­li­gra­ne­re Me­cha­nik. Nicht dass es für ei­ne Hand­voll In­ge­nieu­re ein Pro­blem wä­re, da was neu­es zu bau­en. Das ma­chen die mit links. Aber vor­aus­sicht­lich wird das nie­mand tun. Ich be­zweif­le stark, dass da­für ei­ne aus­rei­chen­de Nach­fra­ge be­steht, dass sich der Ent­wick­lungs­auf­wand lohnt und die Hard­ware sich er­schwing­lich bau­en lie­ße. Die ein­zi­ge plau­si­ble Hoff­nung wä­re da, dass halt Ta­nas­hin sei­nen ei­ge­nen Me­cha­nis­mus mal or­dent­lich im De­tail auf­motzt und in ei­ner hö­her­wer­ti­gen Ver­si­on ver­füg­bar macht. Ich wür­de dar­auf aber kein Geld ver­wet­ten…

Wer heu­te was ver­nünf­ti­ges ha­ben will, der ist ei­gent­lich am bes­ten be­ra­ten, sich ein so­li­des Ge­rät aus den 90ern güns­tig bei Ebay oder auf'm Floh­markt zu schie­ßen, Lauf­werk, Köp­fe und Po­tis zu rei­ni­gen, die Rie­men und je nach Was­ser­stand auch ein paar Kon­den­sa­to­ren aus­zu­tau­schen. Die meis­ten Ge­rä­te oh­ne me­cha­ni­schen De­fekt lau­fen da­nach wie neu.
Es ist ein­fach die ein­zi­ge ver­nünf­ti­ge Op­ti­on im Mo­ment, al­te Hard­ware so lan­ge am lau­fen zu hal­ten, wie es die Lang­le­big­keit der Kom­po­nen­ten und die La­ge mit den Er­satz­tei­len er­laubt.

Aber da­mit die ak­tu­el­le Kas­set­ten­wel­le lang­fris­tig Be­stand hat, müss­te auf Dau­er halt auch wie­der pas­sa­ble, neu­wer­ti­ge Ab­spiel­hard­ware ver­füg­bar sein. So­lan­ge das nicht pas­siert, se­he ich lang­fris­tig eher dün­ne Luft für die Kas­set­te.

Da machst du dir aber ganz schön vie­le Ge­dan­ken um ein ver­al­te­tes For­mat…

Ja, ir­gend­wie schon. Und ganz ehr­lich ge­sagt kann ich auch ganz gut auf die vor­be­spiel­ten Tapes ver­zich­ten, die heu­te auf ge­fühlt je­dem zwei­ten Band­camp-Pro­fil und so ziem­lich je­dem Kon­zert wie­der feil­ge­bo­ten wer­den.

Was ich aber wirk­lich ver­mis­se ist die al­te Mix­tape-Kul­tur. In Zei­ten, in de­nen die meis­ten Men­schen schein­bar kein Pro­blem da­mit ha­ben, sich die Mu­sik weit­ge­hend von Al­go­rith­men füt­tern zu las­sen, ver­spü­re ich doch et­was Weh­mut nach dem al­ten Brauch, sich ein paar Stun­den Zeit zu neh­men und den Kopf drü­ber zu zer­bre­chen, wie ich die­se 60 oder 90 Mi­nu­ten auf mög­lichst an­spre­chen­de und schlüs­si­ge Art und Wei­se mit Mu­sik auf­fül­le.

Jetzt ge­ra­de ist glau­be ich ei­ne gu­te Zeit, das mal wie­der auf­zu­grei­fen. Und hier ist der ers­te An­lauf, die al­ten In­stink­te neu zu schär­fen. Dies­mal mit be­son­ders ho­hem En­er­gie­le­vel. C-60, Ty­pe I, no Dub­bley. Und furcht­lo­se Pe­gel für das ge­wis­se Sah­ne­häub­chen an Lo­Fi-Knarz. Das bes­ser klin­gen­de Lo-Fi in ver­schie­de­nen Ge­schmacks­rich­tun­gen gibt's üb­ri­gens bei archive.org.

BCC - Standby

Tol­les und er­fri­schen­des ers­tes Tape von ei­ner Band aus Bloo­ming­ton, In­dia­na. Zu hö­ren gibt's ei­ne recht un­ge­wöhn­li­che Ver­schmel­zung von Post Punk, Math- und re­lax­tem 90er In­die­rock, ver­ein­zelt shoe­ga­zig-psy­che­de­li­schen Mo­men­ten. Ab und an kann man An­klän­ge an we­ni­ger auf­ge­reg­te Ver­tre­ter der 90er Touch & Go-Schu­le er­ah­nen, aber ins­ge­samt pan­schen sich BCC doch ihr ganz ei­ge­nes Süpp­chen zu­sam­men.

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Dadar - I'm A Töch 7"

Kei­ne Ah­nung was nun ein Töch sein soll, aber der neue Kurz­spie­ler von Da­dar aus Ro­ver­eto, Ita­li­en ist mal wie­der ein schnör­kel­lo­ses, an­ge­nehm dum­mes Ga­ra­gen­häpp­chen ir­gend­wo im Um­feld von Aus­mu­tean­ts und Use­l­ess Ea­ters ge­wor­den.

Optic Nerve - Optic Nerve

Ver­dammt gei­ler Stoff aus Syd­ney. Be­herzt vor­wärts bret­tern­der Post­pun­k/-co­re, der mich vor al­lem an äl­te­ren Krem­pel er­in­nert; et­wa an ein Mix aus Man Si­zed Ac­tion und Sac­cha­ri­ne Trust mit star­kem Ga­ra­ge-Nach­bren­ner, ver­edelt durch ei­ne GI­tar­ren­ar­beit á la Angst und ei­nen Hauch von Hot Sna­kes. Bit­te mehr da­von!

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Healthy Competition - Vol. 1

Mäch­tig schrä­gen Scheiß ent­hält das ers­te Tape von He­alt­hy Com­pe­ti­ti­on aus Min­nea­po­lis. Sol­chen, der sich ums ver­re­cken nicht ein­ord­nen las­sen will, ins­be­son­de­re weil hier oft im Se­kun­den­takt ein Gen­re-Hop­ping von ex­tre­mer Aus­prä­gung be­trie­ben wird. So las­sen sich Frag­men­te aus Ga­ra­ge-, Fuzz- und Post Punk er­ken­nen, aus Noi­se Rock, Post-, Hard- und Weird­core. Ein äu­ßerst an­spre­chen­des Cha­os, muss ich sa­gen.

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Italia 90 - II

Nicht mehr wirk­lich neu, aber jetzt end­lich un­kom­pli­ziert in di­gi­tal und vol­ler Län­ge zu be­kom­men ist die ak­tu­el­le EP der Lon­do­ner Post­punk-For­ma­ti­on. Dar­auf klin­gen sie et­was zu­gäng­li­cher und kon­tem­po­rä­rer als je zu­vor, oh­ne da­bei aber die kan­ti­ge At­ti­tü­de über Bord zu wer­fen. Was da ein­ge­rahmt von den schon län­ger be­kann­ten Über­songs Tou­rist Es­tate und New Fac­to­ry pas­siert ist je­des klei­ne Stück so ei­gen­wil­lig und aus­ge­zeich­net wie man es von die­ser Band in­zwi­schen er­war­ten darf.

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Belly Jelly - Belly Jelly 7"

Ei­ne sehr net­te 7" auf Good­bye Boo­zy kommt von da ei­ner Band aus Mel­bourne. Fuz­zy ver­win­kel­ter Ga­ra­ge­punk mit de­zen­tem Syn­the­insatz, der klingt als trä­fe ein mo­de­ra­tes Maß Aus­mu­tean­ts auf ei­ne Wa­gen­la­dung Erik Ner­vous und An­dy Hu­man.