Bei den geschätzten Mannheimer Kollegen von RRRSoundZ ist gerade ein sehr lesenswerter Artikel & Interview über die Postpunk-/Noiserock-Formation The Lumes aus Rotterdam aufgepoppt. Insbesondere wird ausführlich auf den Stand der Dinge in der - wie derzeit wohl überall auf der Welt - empfindlich zusammengeschrumpften DIY-Szene in den Niederlanden eingegangen.
Das zweite Album von No Sister aus Melbourne ist erwartungsgemäß mal wieder ein sehr starkes Teil. Am Sound des schon saumäßig hörenswerten Debüts gab's ja eh nicht viel zu reparieren und entsprechend liegen die Neuerungen hier eher im Detail. Nach wie vor klingt das als träfen frühe Sonic Youth mit ihren damals noch deutlich hörbaren Connections zu Glenn Branca und der New Yorker Experimental- und No Wave-Szene auf den wuchtigen Postcore, Noise- und Mathrock der 90er Touch&Go-, Dischord- und AmRep-Schule. Das alles gießen sie dann in so abwechslungsreiche wie auch ausgefeilte Arrangements und in häufig unkonventionelle, schwer vorhersehbare Songstrukturen. Ein weiterer Volltreffer!
Mal wieder eine Portion als Musik getarntes weißes Rauschen von Connie Voltaire, seines Zeichens Verantwortlicher des nach wie vor unglaublichen, sonst eher als Neo Neos (und noch ein paar andere Pseudonyme) bekannten Projektes. Eine richtige Band hat der inzwischen übrigens auch wieder am Start.
Alternativtitel: Land Bee Record? Jedenfalls wird der kürzlich verstorbenen Dü-Seele Grant Hart zum Abschluss ausführlich Tribut gezollt und überhaupt geht dieses Tape eine ganze Nummer derber zur Sache als man es eh schon aus dem Neoversum gewohnt ist. Wie auch immer, ich fress dem Typen inzwischen ganz unterwürfig so ziemlich alles aus der Hand.
Hinter dem Alias Contributors verbirgt sich die Kollaboration von einer alteingesessenen Szenegröße und einer weitaus jüngeren Underground-Hausnummer; beide haben einen unermüdlichen Output, den Hang zum Experiment und eine vollkommene Gleichgültigkeit gegenüber den Launen und Trends der gegenwärtigen Musikszene gemeinsam. Und doch könnten sie unterschiedlicher kaum sein. Dabei ist es erstaunlich, wie gut sie sich auf dieser Platte ergänzen.
Also Katze aus dem Sack: Es handelt sich um die Garageninstitution Dan Melchior, der aktuell mit seiner Band Das Menace unterwegs ist und um die Texanische Experimental-, Noise- und Postpunk-Formation Spray Paint, die an Beobachtern dieses Blogs und genrell an Freunden des etwas abseitigeren Lärms sicher nicht vorbei gegangen ist. Die sechs ausufernden Songs auf Contributors weisen einen ausgeprägten Jam-Charakter auf und in der Tat entstand diese Musik spontan im Laufe einer einwöchigen Aufnahmesession.
Auf Songebene klingt das immer erstaunlich homogen, aber man kann auch ziemlich gut ausmachen, wessen Songideen wann das musikalische Fundament bilden. Das Album ist offensichtlich zweigeteilt. In der ersten Hälfte dominiert der Klangteppich aus minimalistischen, repetitiven Grooves, Drones und Quasi-Loops, so wie die sich auch auf den vergangenen Spray Paint-Platten wiederfinden. In Verbindung mit Dan Melchiors markanter Fuzz-Gitarre und seinem unaufgeregtem Gesang bekommt das Ganze aber auch einen sehr krautigen, Neu!sigen Vibe verpasst.
In der zweiten Hälfte drehen sich die Verhältnisse dann spürbar um. Hier dominieren Melchiors Gitarrenspiel und ausgesprochen bluesige Songfundamente, die eigentlich nur aus seiner Feder stammen können. Jetzt ist es an Spray Paint, die Lücken auszufüllen. Und auch das muss man als durchweg gelungen bezeichnen. Selten erlebt man es, dass zwei derart gegensätzliche Acts sich selbst absolut treu bleiben und dennoch eine so tadellos funktionierende Symbiose eingehen.
Die zweite digitale Single der Band aus Newcastle setzt nach ihrem mehr als soliden Debüt noch mal einen drauf. Die zwei neuen Songs knüpfen nahtlos an den recht zugänglichen Postpunk der ersten EP an, überzeugen darüber hinaus aber auch mit einem neuen, subtilen Feinschliff und sorgfältig ausbalancierter Songarchitektur. Bei Primrose Path kann das mal ein bisschen an Eagulls, RA oder die etwas aktuelleren Puritans erinnern, in Sinclair gehen sie dagegen etwas direkter zur Sache und warten mit einem Vibe auf, der mir unter anderem Lower, Sievehead oder Criminal Code ins Gedächtnis ruft. Sauber!
Mit sehr schön hässlichem Lärm kommt das Demo von Észlelés aus Budapest daher, den man irgendwo zwischen Fuzz- und Garage Punk, Noise, Hardcore und außerdem in der Nähe anderer Krawallkapellen á la Fried Egg, Ivy, Anxiety oder frühen S.H.I.T. einordnen kann.
Die Debüt-EP von Ounce aus Auckland, Neuseeland weckt das sofortige Bedürfnis, mehr von dieser Band zu hören. Denn was sie in diesen zwei Songs fabrizieren ist einfach mal ein verdammt geiler und ausgefuchster Garage/Psychedelic-Hybrid, den man so eher von der Kalifornischen Dwyer-Connection erwartet hätte. Satan II setzt sich dabei mit einem unverschämt gemeinen Groove in den Synapsen fest, der dem Songtitel durchaus gerecht wird. Dead Mirror geht dann etwas leichtfüßiger zur Sache, behält aber die chirurgische Präzision der Darbietung aufrecht und bezaubert nicht zuletzt aufgrund des hochdisziplinierten Drummings, dem man einen gewissen Jaki Liebezeit-Vibe nicht absprechen kann.
Eine äußerst stimmige Debüt-EP von einer Band aus Melbourne, die richtig Spaß macht in ihrer fluffigen Mischung aus 60s Garage- und Psychedelic Pop.
Mit ihrem Demo vor gut zwei Jahren hab ich das Duo aus Sydney sofort ins Herz geschlossen und ihr erster Langspieler auf Paradise Daily Records weiß mich nicht weniger zu begeistern. Wavigen Weirdo-Synthpop gibt es zu verdauen, der gleichzeitig verspielt und verspult, immer etwas verstört und neben den Spur erscheint. Einfach nur passend dazu sind die bleischweren Lyrics, deren Blick konstant auf den Abgrund fixiert bleibt. Die drei Songs des Demos werden hier auch nochmal aufgewärmt. Überhaupt kein Problem, die höre ich mir gerne noch einmal an.
Die erste Tonkonserve dieser Berliner Band stellt sich als ein vorzüglich fluppendes Energiebündel aus räudigem Punk, Garage und einem Spritzer Hardcore heraus. Klingt jetzt sicher nicht so spannend, aber der Teufel liegt bei sowas ja bekanntermaßen im Detail und in diesen vier Songs kommt einfach alles sowas von auf den Punkt. Es schadet dabei sicher nicht, dass auch die Darbietung ganz hochqualifiziert Popo zu treten weiß.