Tape/​Off - Chipper

Tape OffDass lang­jäh­ri­ge Mu­sik­blog­ger ih­re ei­ge­nen La­bels star­ten ist ja kein neu­es Phä­no­men und ge­hört in­zwi­schen wohl eher schon zum gu­ten Ton. Aber we­ni­ge schei­nen das so ernst zu mei­nen wie On­kel Ma­sa­la (nicht sein ech­ter Na­me) von der aus­tra­li­schen Blog­in­sti­tu­ti­on (na­ja, in ei­ner ge­rech­te­ren Welt…) So­nic Ma­sa­la. Ka­ta­log­num­mer 3 ist er­war­tungs­ge­mäß wie­der ein wun­der­vol­les Al­bum, viel­leicht die schöns­te Ver­öf­fent­li­chung bis­her.
Tape/​Off aus Bris­bane spie­len die­se Art von in den 90ern ge­er­de­tem In­die­rock, der spür­bar Her­zens­sa­che ist und sich deut­lich von der ge­gen­wer­ti­gen Schwem­me an ach-so-coo­len Bands ab­hebt, de­nen es reicht sich in ei­ne me­di­en­wirk­sa­me aber ober­fläch­li­che Sla­cker-Po­se zu wer­fen. Sie spie­len ganz of­fen­sicht­lich nicht ein­fach ih­re Ein­flüs­se nach, son­dern ha­ben sie sich ein­ver­leibt, zu ei­gen ge­macht und ge­lernt sich in die­ser Spra­che aus­zu­drü­cken. Es ist ja ganz of­fen­sicht­lich nicht so schwer, ei­ner Lieb­lings­band von da­mals ähn­lich zu klin­gen. Da­bei aber ei­nen ei­ge­nen Aus­druck zu fin­den, et­was neu­es und sehr per­sön­li­ches da­mit zu kom­mu­ni­zie­ren, bleibt we­ni­gen Mu­si­kern vor­be­hal­ten. Die­se Plat­te aber schafft es, zu mir mit ei­ner ei­ge­nen Stim­me zu re­den.
Das Al­bum ist lo­se in­spi­riert von ih­rer Hei­mat­stadt, und tat­säch­lich klingt es wie ei­ne die­ser Plat­ten, die nur an ei­nem be­stimm­ten Ort ent­ste­hen kön­nen und ein gu­tes Stück der dor­ti­gen At­mo­sphä­re und dem Geist ih­rer Be­woh­ner zu trans­por­tie­ren weiß. Be­haup­tet zu­min­dest ei­ne al­te Couch­kar­tof­fel wie ich, die nicht be­son­ders viel in der Welt rum­ge­kom­men ist.
Mu­si­ka­lisch sind da die be­kann­ten Ein­flüs­se im Spiel. Ar­chers of Lo­af, Pa­ve­ment und Se­ba­doh sind da mal wie­der zu nen­nen und - so mü­de ich auch bin, das zu je­der zwei­ten Band zu sa­gen - So­nic Youth ha­ben na­tür­lich ih­re Fin­ger im Spiel. In ih­ren lär­men­de­ren Mo­men­ten (da­von gibt es hier mehr als ge­nug) könn­te man So­lids als et­was ak­tu­el­le­re Re­fe­renz an­füh­ren.


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Nowhere - Cancer

nowhere
Wie vor­ges­tern im Fall Hys­te­re­se ha­ben wir es hier schon wie­der mit ei­ner deut­schen in Deutsch­land an­säs­si­gen Band (die drei Neu­see­län­der haben's sich der­zeit in Ber­lin ge­müt­lich ge­macht) zu tun, die dem al­ten lang­sam in­kon­ti­nent wer­den­den Arsch­loch na­mens Punk­rock nicht nur dank her­vor­ra­gen­der Song­wri­ting-Qua­li­tä­ten noch­mal et­was Le­ben ein­zu­hau­chen ver­mag, son­dern dem gan­zen auch noch ih­ren ganz ei­ge­nen per­sön­li­chen Stem­pel auf­zu­drü­cken weiß. Das er­in­nert mich mehr als ein­mal an die groß­ar­ti­gen Lea­ther­face in ih­ren der­be­ren Mo­men­ten, aber auch ei­ne aus­ge­präg­te blue­sig-coun­try­fi­zier­te Kan­te ist vor­han­den, die sie nicht un­be­dingt mu­si­ka­lisch, aber doch im Geis­te et­was nä­her an The Gun Club rückt.


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Champion Lover - Champion Lover

champion lover
Die­se Noi­se­punk-Com­bo aus To­ron­to lärmt ein biss­chen so als hät­ten die Nach­barn von METZ ih­re ato­na­len Be­stra­fungs­riffs durch ei­ne gu­te Do­sis doo­mi­gen Rock'n'Roll á la De­s­truc­tion Unit er­setzt. Geht nach vor­ne wie Sau, ist da­bei aber eben auch durch­aus ei­gän­gig und un­ter der rau­hen Ober­flä­che ver­birgt sich so die ei­ne oder an­de­re Me­lo­die, die ei­nem nicht mehr aus dem Kopf will. Auch So­nic Youth-ar­ti­ge Har­mo­nien und Noi­se­at­ta­cken sind mit an Bord, an­ge­rei­chert um sub­ti­le Psych-Ein­flüs­se. Die der­zei­ti­ge Wel­le düs­te­rer Post­punk-Ka­pel­len wie et­wa Lower wä­ren auch kein ganz fal­scher Ver­gleich.


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Hysterese - Hysterese

hysterese
Her­vor­ra­gen­des Punk­ge­döns der schnör­kel­lo­sen und me­lo­di­schen Mach­art von die­ser Band aus Tü­bin­gen, der be­stimmt das Rad nicht neu er­fin­det, ei­nem da­für aber auf der­art ho­hem Ni­veau zehn vor­wärts stür­men­de, ein­gän­gi­ge Hym­nen um die Oh­ren haut, dass jeg­li­che Kri­tik ver­schämt in der ge­ball­ten Faust da­hin­sie­chen muss. Könn­te Freun­de ak­tu­el­ler Kra­wall­ma­cher wie et­wa Au­tis­tic Youth sehr glück­lich ma­chen. Die Plat­te über­zeugt von vorn bis hin­ten oh­ne nen­nens­wer­te Schwach­punk­te. Er­in­nert ihr euch noch an Punk­rock? So geht das rich­tig.


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What Moon Things - What Moon Things

what moon things
Wow. Schwer zu grei­fen­des, wahn­sin­nig am­bi­tio­nier­tes De­büt die­ser Band aus New Paltz im Bun­des­staat New York. Die mög­li­chen Re­fe­ren­zen auf­zu­zäh­len wür­de den Rah­men spren­gen, aber be­son­ders oft füh­le ich mich an den epi­schen Post-Emo al­ter App­le­seed Cast-Plat­ten er­in­nert und The Cu­res trau­ri­ger Pop-Mei­len­stein Dis­in­te­gra­ti­on scheint im­mer wie­der durch. Auch Cho­ke­bo­re oder Cur­si­ve zu Ugly Or­gan-Zei­ten sind da zu nen­nen. Das al­les wird dann zu­sam­men­ge­hal­ten von ei­nem Sän­ger, des­sen Or­gan wie ei­ne Kreu­zung aus Greg Dul­li und Chi­no Mo­reno klingt. Die Band des Letz­te­ren könn­te auch durch­aus ähn­lich klin­gen, wenn sie mal den Mosh­fak­tor grös­ten­teils aus­ra­die­ren wür­de. Trotz der ver­ein­nah­men­den Düs­ter­nis der Plat­te und des eher schlep­pen­den Tem­pos hat fast je­der Song hier ei­nen selt­sam Hym­ni­schen Cha­rak­ter, ei­ne wei­te­re Qua­li­tät, die sie mit ge­nann­ten Bands ge­mein ha­ben.


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