tweens
Ei­gent­lich hab ich ja die Schnau­ze voll von den 60s Teen­pop- und Girl­group-be­ein­fluss­ten Bands die in den letz­ten Jah­ren rum­ge­hypt wur­den. Kei­ne von de­nen wur­de m.E. dem Hype auch nur an­nä­hernd ge­recht. Best Co­ast schreibt seit­dem im­mer wie­der den glei­chen Song und ver­sucht da­bei so furcht­bar ul­tra cu­te rü­ber zu kom­men, dass ih­re Welt in ro­sa Plüsch ver­sinkt. Fran­kie Ro­se und ih­re Bands Dum Dum Girls und Vi­vi­an Girls konn­ten zwar die ei­ne oder an­de­re Ohr­wurm-Sin­gle für sich ver­bu­chen, ih­re Al­ben be­stan­den aber über­wie­gend aus un­in­spi­rier­tem Füll­ma­te­ri­al. Das sie sich dann auch noch zu­neh­mend in ei­ne ga­fäl­lig-pop­pi­ge­re Rich­tung ent­wi­ckel­ten, trug dann na­tür­lich auch nicht be­son­ders zu mei­ner Be­geis­te­rung bei.
Als aber Tweens vor zwei Jah­ren ihr De­büt "Live at the Mo­hawk" - ei­ne wun­der­bar grot­ti­ge und un­ge­schlif­fe­ne Lo­Fi-Auf­nah­me ih­res al­ler­ers­ten Gigs - auf uns los­lie­ßen, war ich so­fort hin und weg. Da war so­wohl der un­wi­der­steh­li­che Pop, oh­ne den das Gen­re un­denk­bar wä­re, aber die­ses schrä­ge Trio füg­te dem gan­zen auch wie­der die nö­ti­ge Schau­fel Dreck hin­zu, den so­was schon braucht um bei mir zu zün­den.
Nun liegt mir hier ihr ers­tes "rich­ti­ges" Al­bum vor, mit ei­ner deut­lich zu­gäng­li­che­ren Pro­duk­ti­on und ei­nem durch­aus eta­blier­ten La­bel im Rü­cken. Die gu­te Nach­richt: Sie ha­ben sich nicht voll­kom­men glatt­bü­geln las­sen. Das gan­ze ist zwar weit ent­fernt vom al­ten Lo­fi-Sound, aber die Pro­duk­ti­on macht or­dent­lich Druck und zeigt im­mer noch ge­nug Zäh­ne. Es ist zwar nicht je­der Song ein Voll­tref­fer, aber es gibt auch kei­ne wirk­li­chen Aus­fäl­le. Ei­ni­ge der deut­lich vom 77er Punk ge­präg­ten Pop­me­lo­dien wer­de ich so schnell nicht mehr aus mei­nem Kopf be­kom­men, und das ist ja schon mal kein schlech­tes Zei­chen.