"I like cats. Do you like cats? Of course you do, you sassy motherfucker." Willkommen in den Neunzigern, mal wieder. Wer den überwiegenden Teil seiner Jugend dem jetzt wieder ach-so-hippen Jahrzehnt verbracht hat, bekommt natürlich sofort angenehme Flashbacks angesichts des nonchalanten, neunmalklugen Humors, den Sängerin Leah Wellbaum auf dem neuen Langspieler des Trios aus Boston zum besten gibt. Auch wenn ich mich noch nicht wirklich aufmerksam mit den Lyrics beschäftig hab, von den Textfetzen die bisher zu meinem reizüberfluteten und immer abgelenkten Denkapparat vorgedrungen sind, kann ich ihr eine selten gewordene Beobachtungsgabe und erzählerisches Talent attestieren, da verbirgt sich wohl noch eine Menge emotionaler Sprengstoff in ihren Texten, für die ich mir mal noch etwas Zeit nehmen muss.
Die Musik weiß auch zu begeistern. Wer den bodenständigen und ehrlichen Indie Rock der mittneunziger noch kennt und ins Herz geschlossen hat, kommt hier voll auf sene Kosten. Zu nennende Einflüsse sind da vor allem Built to Spill, späteres Dinosaur Jr-Zeugs und manchmal klingen auch Weezer zur Pinkerton-Zeit an. Hat einen leichten Hang zu hymnischen Singalongs, trotz hochwertiger Produktion genug Dreck unter den Fingernägeln und weiß auch in den ruhigeren Momenten vollends zu überzeugen. Tolle Platte. Wäre wünschenswert, dass sie vom aktuellen Retro-Trend ein wenig profitieren und ein ähnliches Maß an Beachtung bekommen wie es etwa Speedy Oritz oder Yuck widerfahren ist. Wenn schon rumhypen, dann wenigstens die Bands die es auch richtig verdienen.
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